Akupunktur & Akupressur für Tiere (TCVM)

Akupunktur-Nadeln

Die Akupunktur für Tiere ist ein Teilbereich der Traditionellen Chinesischen Medizin. Es ist eines der ältesten Naturheilverfahren, welches seit über 2000 Jahren in China angewendet wird. Sie basiert auf Gedankenmodellen, die uns als Europäern auf den ersten Blick absolut fremd erscheinen. Auch in der Traditionellen Chinesischen Veterinärmedizin (TCVM) geht man, genauso wie in der Traditionellen Chinesischen Medizin (TCM), davon aus, dass sich ein gesunder Körper physisch und psychisch in einem Gleichgewicht befindet. Das bedeutet, das im gesunden Körper die Polaritäten Yin und Yang im Gleichgewicht sind. Die Lebensenergie Qi kann sich frei durch den Körper bewegen und ungehindert in den Meridianen fließen. Wird der Qi-Fluss gestört, befinden sich Yin und Yang im Ungleichgewicht und das Tier erkrankt.

Akupunktur für Tiere in der Traditionellen Chinesichen Medizin

Die Einheit von Körper und Geist spiegelt sich als Grundlage für diesen ganzheitlichen Ansatz in der Traditionellen Chinesischen Medizin eine Rolle. Dies gilt auch für die Akupunktur. Daher wird nie ein Organ alleine behandelt, wie es in der westlichen Welt üblich ist, sondern die Therapie umfasst den gesamten Organismus. Das komplexe, ganzheitliche Leitbahnsystem der Meridiane umfasst nicht nur das Lebewesen als eine Einheit von Körper, Geist und Seele, sondern auch den engen Zusammenhang und das Zusammenspiel mit der Welt, in der das Tier mit seiner Familie lebt.

Was versteht man unter Akupunktur?

Die Akupunktur hat sich im Vergleich zu anderen Teilgebieten der TCM im westlichen Gesundheitsystem etabliert. Über französiche Kaufleute kam die Akupunktur nach Europa, geriet aber dann auch wieder in Vergessenheit. Die ersten Aufzeichnungen im Veterinärbereich sind in der Shang-Dynastie vor 300 Jahren zu finden. Dort wurden Pferde als Arbeitstiere im Krieg eingesetzt; somit war das Interesse an gesunden und leistungsfähigen Tieren groß. Mit der Öffnung Chinas wurde die Akupunktur im westlichen Kulturkreis bekannt und erhielt viel mehr Aufmerksamkeit. Die Anerkennung in der Humanmedizin erhielt die Akupunktur 2007; seitdem bezahlen Krankenkassen bei bestimmte Krankheitsbildern die Kosten für die Behandlung.Wie bei vielen Therapien wurde die Akupunktur bei Tieren aus den Ansatzpunkten der Therapie für Menschen entwickelt. Diese Akupunkturpunkte wurden aus der Humanmedizin übernommen und an die physiologischen Gegebenheiten der jeweiligen Tierarten angepasst.

Bei welchen Krankheiten kann beim Tier die Akupunktur durchgeführt werden?

  • akuten Erkrankungen und Atemwegserkrankungen
  • Erkrankungen des Verdauungssystems: Magenschleimhautentzündungen, Diarrhö (Durchfall), Obstipation (Verstopfung), Leistungsabfall und Appetitlosigkeit
  • funktionelle und vegetative Störungen: Stoffwechselstörungen, Unarten wie Headshaking-Syndrom, Koppen, Weben, etc.
  • Psychische Erkrankungen: Deckunlust bei Rüden/Hengsten und nicht trächtig werdenden Hündinnen/Stuten
  • Störungen des Bewegungsapparates: Schmerzsyndrome im Bereich der Extremitäten und der Muskulatur, etc.
  • Erkrankungen der Haut: Ekzeme, Hotspots, etc.
  • Erkrankungen des Urogenitaltraktes: Blasen- und Nierenerkrankungen
  • Erkrankungen des Stoffwechsels: Schilddrüse

Was ist das Behandlungsziel? Wie wirkt die Akupunktur in der Schmerztherapie?

Winzige Bündel von feinen Nerven und Gefäßen sind im ganzen Körper verteilt, die Akupunkturpunkte. Die unterschiedliche Leitfähigkeit der Nervenzellen unterstützt die Behandlung von Schmerzen. Das Einstechen mit der Nadel wird vom Tier als schmerzhaft empfunden. Das Einstechen führt am Segment der Akupunkturstelle und den umgebenen Segmenten zu einen Ausschalten von Schmerzen. Die frische Körperverletzung durch die Nadel verlangt vom Körper eine sofortige Reaktion, wobei der länger vorhandene bestehende Schmerzreiz ausgeblendet wird. Der frisch entstandene Schmerzreiz tritt in Konkurrenz mit dem bestehenden. Somit entsteht für den Körper eine neue Situation und der Körper wird in der Lage versetzt, sich selbst zu regulieren.

Durch die Reizung bestimmter Punkte wird das Energiegleichgewicht Yin und Yang im Körper wieder hergestellt. Störungen des Qi-Flusses werden behoben und krankmachende Faktoren vertrieben. Bei der Akupunktur kann nur die Energie bewegt werden, die dem Organismus zur Verfügung steht, was im fortgeschrittenen Krankheitsstadium oder Alter nicht ausreichend der Fall ist. Hier kann  die Moxibustion – die Stimulation eines Akupunkturpunktes durch das Abbrennen eines Kräuterstempels auf Basis von Beifußkraut (Artemisia vulgaris) – angewendet werden. Durch das Reizen an bestimmten Stellen werden die Mechanismen zur Schmerzkontrolle aktiviert. Es kommt zu einer vermehrten Ausschüttung von körpereigenen Substanzen, den sogenannten Endorphinen (endogene Opiate). Da der Körper ein eigenes Schmerzhemmsystem besitzt, kann er individuell je Situation agieren. Es kommt so zur Schmerzverminderung und zu einer psychischen Entspannung des Organismus.

Wie wird die Akupunktur durchgeführt?

Viele der Akupunkturpunkte sind identisch mit den sogenannten Triggerpunkten. Das sind lokal begrenzte Muskelverhärtungen in der Skelettmuskulatur, welche lokal druckempfindlich und schmerzhaft sind. Von diesen Stellen können übertragene Schmerzen ausgehen. Wird an dieser Stelle mit einer Nadel gestochen, kommt es zu einer Normalisierung im Muskel. Dies wird von einem leichten Zucken im Muskel begleitet und es wird eine Linderung der Schmerzen im Bewegungsapperat erreicht.

Für die Akupunktur (lat. acus = Nadel, punctura = Stich) werden feine Nadeln an definierte Hautstellen gesetzt. Dadurch werden pysikalische Reize ausgelöst, die Akupunkturpunkte stimuliert und der Körper dadurch harmonisiert. Auf den 12-paarigen Hauptleitbahnen und den 8 außerordentlichen Gefäßen gibt es mehr als 360 festgelegte Punkte. Diese können, je nach Befund tonisierend oder sedierend, durch eine Nadel gereizt werden und dadurch die Störungen lindern oder langfristig beseitigen. Das kann unter Umständen starke Reaktionen hervorrufen; besonders wenn die gewählten Punkte für das Tier schmerzhaft sind. In diesem Fall wird das Immunsystem stimuliert und es erfolgt ein Anstieg der Abwehrzellen im Blut. Dies bewirkt belebend für die Muskelkraft wie beispielsweise bei Lähmungen. Hier werden durch die Stimmulation der Akupunkturpunkte über die Freisetzung von Wachstumshormonen die Selbstheilungskräfte des Organismus aktiviert. Durch die Reizung der Akupunkturpunkte werden Organe, die den Punkten zugeordnet sind, auch in ihrer Funktion positiv beeinflusst.

Was bewirkt die Laserakupunktur?

Die Laserakupunktur erfolgt mit Hilfe eines therapeutischen Lasers oder mit der Lichttherapie mit dem Farblicht-Therapiegerät für Tiere. Die Akupunkturpunkte werden durch den Punktlaser stimmuliert. Mit den Methoden des Neuromonitorings oder der Messung cerebraler vaskuläre Effekte wurde die Gleichwertigkeit der Akupunktur mit Hilfe des Lasers an Menschen im Vergleich der Nadelakupunktur getestet. Die Laserakupunktur ist für das Tier angenehm, schmerzfrei und ohne Nebenwirkungen. Es kann damit ein breites Spektrum an Beschwerden wie z.B. Wunden, Schmerzen des Bewegunsapperates, akute und chronische Leiden, Probleme der Haut wie u.a. Entzündungen behandelt werden.

Was ist Akupressur?

Der Begriff Akupressur stammt aus dem lateinischen acus „Nadeln“ und premere „drücken“, japanisch wird es auch Shiatsu „Akupunktmassage“ genannt. Akupressur ist ein prophylaktisch und therapeutisches Heilverfahren, bei der ein Punkt mit Daumen oder 2 aufeinandergelegen Fingern ca. 30 Sekunden mit leichtem Druck gehalten wird. Es ist eine alte Heilmethode aus der Chinesischen Medizin. Die bestimmten Punkte die gedrückt werden bzw. massiert werden liegen auf Energiebahnen, auf sogenannte Merdianen. Es kann überall auch ohne Hilfsmittel durchgeführt werden. Es ist eine Alternative zur Akupunktur und hilft sehr gut bei akuten Problemen. Die Akupressur kann auch mit Farb- und Laserakupunktur geschehen. Die beide Alternativen eignen sich sehr gut bei ängstlichen und sensiblen Tieren, sowie bei Katzen. Durch das Drücken und Massieren der Akupunkturpunkte werden Blockaden gelöst und die Energie kann wieder fliessen.

Welches Ziel hat die Akupunktur und Akupressur im Körper eines Tieres?

Die Akupunkturpunkte, die auch in der Akupressur verwendet werden, liegen auf sogenannten Meridianen. In diesen Energiekanälen fliesst die Lebensenergie Qi.Sind diese blockiert, kann durch die Behandlung der Akupunkturpunkte mit Nadeln oder Akupressur die Blockade wieder gelöst werden. Dadurch stellt sich ein Gleichgewicht ein:

  • Stoffwechsel wird im Nervensystem, Verdauungstrakt, Urogenitalsystem, Atemwege, endokrines System aktiviert
  • Sekretion wird Drüsen gefördert
  •  Entkrampfung der glatter und quergestreifter Muskulatur
  • Blutversorgung in der Mikrozirkulation wird gefördert
  • Stimulation der körpereignen Abwehr (Akupunktur bewirkt die Bildung von Komplementproteinen, Antikörper, Kortisol)

Allgemein wirkt sowohl die Akupunktur, als auch die Akupressur schmerzlindernd und entzündungshemmend. Bitte stellen Sie nach einer Behandlung sicher, dass das Tier Ruhe hat und nicht trainiert wird, so dass die Therapie wirken kann.